Täglich sieht man etwas, erlebt etwas, liest etwas, hört man von etwas, das man nicht versteht. Insbesondere die Presse wirft mit ihren Artikeln oft mehr neue Fragen auf, als das sie alte Fragen beantworten.

09 August 2006

1-Euro Job warum gab es die noch mal?

Jetzt werden die Verantwortlichen wenigstens ehrlich. Auch wenn es den Betroffenen nichts helfen wird.

Eingeführt wurde Hartz IV unter anderem mit dem Motto: „Fördern und Fordern“
Ein Zitat aus der Seite vom WDR: „"Fördern und fordern" heißt das Schlagwort. Die Arbeitslosen sollen jeden zumutbaren Job annehmen müssen, das heißt jede legale Arbeit bis hin zum Minijob. Dazu kommen Strafabschläge beim Arbeitslosengeld, wenn Jobangebote nicht angenommen werden. Dadurch sollen viele Arbeitslose wieder in Jobs kommen. Zudem übernehmen jetzt zumindest zum Teil die Kommunen die Betreuung. Durch ihre bessere Vernetzung mit der Wirtschaft vor Ort rechnen sich vor allem die Landkreise bessere Chancen aus, Menschen in neue Jobs vermitteln zu können.“

Ein kleiner Exkurs zu der Aussage "besseren Vernetzung mit der Wirtschaft".
Für die Kommunen gab es die Möglichkeit, die Betreuung der Empfänger von ALG II an die Arbeitsagentur vor Ort zu übergeben, mit der Arbeitsagentur eine Arge zu gründen und es gemeinsam zu machen, oder es selber in Eigenregie zu übernehmen (die so genannten Optionskommunen). Die Idee, das die Kommunen besser mit der Wirtschaft vernetzt sind, ist zwar erst mal nicht ganz falsch, in der Praxis sieht es doch leider oft anders aus. Hier ein aktueller Artikel der FAZ über die Erfahrungen eines privaten Arbeitsvermittlers mit der optierenden Kommune in Jena:
http://www.faz.net/s/Rub61EAD5BEA1EE41CF8EC898B14B05D8D6/
Doc~EBA977AD779654E87AFE749094F65D9FF~ATpl~Ecommon~Scontent.html
(Achtung! Link bitte selber zusammensetzen.)

Womit wir wieder beim Fördern und Fordern sind.
Das die Einrichtungen, die für die Betreuung der ALG II Empfänger zuständig sind, gut im Fordern sind, ist bekannt. Mit dem Fördern hapert es da aber ein wenig. In Jena will die optierende Kommune also keine Vermittlungsgutscheine mehr ausstellen.
Also Jobs sollen die nicht vermittelt bekommen, und die Leistungen am besten auch gleich kürzen, wegen Arbeitsverweigerung.

Damit sind wir beim eigentlichen Artikel. In verschiedenen Berichten war über die aktuelle Problematik mit Saisonkräften in der Ernte berichtet worden. Die schönsten Zitate finden sich in der Zeit. Hier der Link zum Artikel über Aussagen des Chefs der Bundesagentur für Arbeit Herrn Weise.

http://www.zeit.de/news/artikel/2006/08/07/70092.xml

Das Herr Weise weite Probleme zu dieser speziellen Frage der Erntehelfer außen vor lässt, lassen wir mal unbeachtet. Mir geht es um ein Zitat.

Weise forderte: "Wer von vornherein die Erntearbeit ablehnt, obwohl er jung und gesund ist, sollte sofort zum Ein-Euro-Job einbestellt werden."

Ziel eines 1-Euro-Jobs soll auch immer sein, dass der Teilnehmer in der Maßnahme begleitet, betreut und qualifiziert wird, um den Arbeitslosen wieder an eine geregelte Arbeit heranzuführen und für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Also Fördern, ist eine der Gründe für 1-Euro-Jobs. Das muss die Institution, die einen 1-Euro-Job beantragt auch im Antrag nachweisen und in Berichten dokumentieren.

Hiervon scheint Herr Weise nicht viel zu halten. Für ihn scheint der 1-Euro-Job eher eine Art Strafe zu sein, welches man als Druckmittel verwendet um Arbeitslose gefügig zu machen.

Zum Glück gibt es auch positive Beispiele, wo die Argen oder optierenden Kommunen, die ihnen offen stehenden Möglichkeiten aktiv nutzen um Arbeitslose wirklich zu fördern.

PS Mir ist bekannt, dass die 1-Euro-Jobs nicht wirklich erst mit Hartz IV eingeführt wurden, sie wurden aber in diesem Zusammenhang neu Diskutiert und als Arbeitsmarktinstrument eingesetzt.