Täglich sieht man etwas, erlebt etwas, liest etwas, hört man von etwas, das man nicht versteht. Insbesondere die Presse wirft mit ihren Artikeln oft mehr neue Fragen auf, als das sie alte Fragen beantworten.

10 August 2006

Bin ich patriotisch?

Am Montag kam es in einer international besetzten Runde auf das Thema Patriotismus. Ich habe mich da auch gefragt, wie weit ich patriotisch bin. Da war ich mir nicht ganz im klaren darüber, weil ich mir bisher auch keine großen Gedanken dazu gemacht habe.

Als Patriotismus wird im Allgemeinen auf die Vaterlandsliebe bezogen. Eine Verbundenheit zu seiner Nation und deren ethnischen, politischen und oder kulturellen Leistungen/Ausprägungen. Dies bedeutet nicht automatische eine Geringschätzung anderer Nationen. Im Gegenteil, ich denke ein Patriot ist auch eher bereit Leistungen anderer Nationen anzuerkennen, als jemand, der keine Beziehung zu seiner eigenen Nation hat. Beim Nationalismus, wie er im allgemeinen Sprachgebrauch verstanden wird, wird hingegen die eigene Nation höher gestellt, als andere Nationen.

Gestern endete die Deutschland Tour 2006. Jens Voigt ist Gesamtsieger geworden. Er hat sich seien Vorsprung, den er (ausgerechnet) in den Bergen erlangt und im Einzelzeitfahren ausbaute. Das hat mich unheimlich gefreut. Vor allem weil Voigt drei Etappensiege errungen hat. Einen davon in den Alpen, wobei die Berge nun nicht unbedingt zu seinem Spezialgebiet zählen. Bei der Tour de France wurde er in der Bergwertung 28. Aber das war ja noch nicht alles.
Sebastian Lang gewinnt die Bergwertung der Deutschland Tour. Und Erik Zabel gewinnt, wieder mal, denn immerhin zum sechsten mal, die Sprintwertung. Nach dem Zabel bei der Tour de France hinter McEwen auf den zweiten Platz gekommen war.

Zwei Sachen fand ich bemerkenswert, über die ich mich sehr gefreut habe.
Zum einen, dass Jens Voigt die Deutschland Tour gewinnt und das nicht unwesentlich durch seinen Etappensieg in den Bergen. Da er sonst eher beim Einzelzeitfahren oder durch Ausreisversuche Punktet finde ich das einfach klasse.
Zum anderen, dass Erik Zabel eine so unglaubliche Konstanz aufweist. Der Mann hat etliche mal bei allen möglichen Rennen die Sprintwertung gewonnen. Der fährt seit mehr als 6 Jahren an der absoluten Spitze. Das an sich ist schon eine ganz tolle Leistung. Was mich aber immer wieder bei Zabel beeindruckt, ist die Motivation. Bei den großen Rennen konnte Zabel in den letzten Jahren kein Etappensieg verzeichnen. Weder bei der Tour de France noch bei der Deutschland Tour. Oft wurde er auf den letzten Metern nur um Zentimeter noch überholt. Die Sieger der Etappen haben dann oft in der Gesamtwertung keine Rolle gespielt, da sie nicht konstant so gute Leistungen bringen konnten. Aber ich finde es beachtlich sich immer wieder am nächsten Tag zu motivieren, wenn man wirklich um Zentimeter am Tagessieg vorbei gerauscht ist. Und Erik Zabel motiviert sich nicht nur, der fährt dann auch immer wieder Spitzenleistungen.

Wenn ich das sehe, was die deutschen Radfahrer (die die an der Tour teilnehmen) leisten, dann empfinde ich da schon Patriotismus.