Täglich sieht man etwas, erlebt etwas, liest etwas, hört man von etwas, das man nicht versteht. Insbesondere die Presse wirft mit ihren Artikeln oft mehr neue Fragen auf, als das sie alte Fragen beantworten.

08 September 2006

Oh, weah

Dieter Meier hat ein Buch geschrieben.
Wem der Name nicht viel sagt, es gibt ja auch ein paar mehr Leute die so heißen, der Autor um den es hier geht ist Sänger bei der Gruppe Yello.
Der Schweizer Blick berichtet über das Buch von Herrn Meier am 06.09.06
http://www.blick.ch/news/schweiz/artikel44377
Die Bild Redaktion liest wohl auch den Blick und berichtet darüber:
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/09/06/kuenstler-dieter-meier-papst-hitler/kuenstler-dieter-meier-papst-hitler.html

Die Kritik, dass die katholische Kirche sich des Massenmordes schuldig macht, in dem sie ihren Gläubigen Kondome verbietet, ist nicht neu und kommt gerne aus linken und/oder „aufgeklärten“ Ecken.
Das Herr Meier sich noch deutlich schärfer ausgedrückt hat kann man ihm vielleicht als Künstler auch noch zu billigen, wie es sein Verleger getan hat. Aber dann muss Herr Meier auch damit leben, dass ich ihn für einen totalen Dummkopf halte, der von seinem Hass gegen die Kirche getrieben unglaublich dummes Zeug von sich gibt und über Sachen redet und Menschen beleidigt, ohne die geringste Ahnung vom Thema zu haben. Denn anders ist das nicht zu erklären.

1. Die Katholische Kirche lehnt Kondome im Kampf gegen Aids nicht grundsätzlich ab. Darauf wird auch schon im Artikel des blick eingegangen.

2. Die Aussagen des Papstes betreffen nur Anhänger des katholischen Glaubens. Von keinem Buddhisten wird nicht erwartet, dass er sich an die Regeln, die der Papst erlässt, hält. Ich weiß nicht wie die Religionszugehörigkeit der Aids-Kranken ist. Ich glaube nicht, dass die Millionen Aids-Toten in Afrika, und wo anders auf der Welt, alle katholisch sind. Herr Meier kann die katholische Kirche nicht für etwas verantwortlich machen, wo sie gar nicht zuständig ist.

3. Die christliche Haltung zu dem Thema ist etwas komplexer, als Meier sie wahrnimmt. Und wenn man die Haltung kritisiert, dann muss man bitte auch alle Aspekte beachten.
Denn es geht bei den Ansichten des Papstes nicht nur um Empfängnisverhütung. Der andere Aspekt sagt, keine außerehelichen Geschlechtsverkehr. Und dieser zweite Punkt, oft vergessene, dürfte in vielen Fällen weitaus gewichtiger sein, als der mit den Kondomen. Auch Papstkritiker stellen nicht in Frage, dass das Sexualverhalten wesentlichen Einfluss auf die Ausbreitung von Aids hat. Selbst im kirchenkritischen Telepolis war vor einiger Zeit ein Artikel, wo unter anderem über die positiven Ergebnisse zur Aids-Prävention in einem Gebiet in Afrika berichtet wurde. Diese erfolgreiche Programm zielte genau auf das ab, was der Papst predigt. Das wurde in dem Artikel natürlich nicht erwähnt. Überhaupt wird dieser Aspekt gerne übersehen. Denn für viele Leute scheint es schier unmöglich zu sein, dem Papst recht zu geben. Dazu kommen wir später noch einmal.

4. Die Verfügbarkeit von Kondomen in den am schlimmsten betroffenen Gebieten ist sehr eingeschränkt. Hier ein Artikel aus der FAZ:
http://www.faz.net/s/Rub21DD40806F8345FAA42A456821D3EDFF/
Doc~EE32784382438440E893186BE0D68A9FE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
(Bitte URL zusammensetzen, sprengt hier immer den Rahmen)
Da die FAZ leider die Angewohnheit hat, die Artikel nur eine bestimmte Zeit kostenlos zur Verfügung zu stellen. Hier jetzt auch noch ein etwas längeres Zitag:

„Aber schon heute lebt laut Report weit mehr als die Hälfte der Menschen in Entwicklungsländern von weniger als zwei Dollar am Tag, vor allem im südlichen Asien und in Afrika. Die ohnehin armen Länder müssen immer mehr Menschen mit Bildung, Straßen, Energie und Nahrung versorgen. „Allein in Uganda wird sich die Bevölkerung bis 2050 vervierfachen“, sagte Bähr. In manchen ländlichen Gebieten hätten bald mehr als ein Drittel der Menschen keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser.
„Eine richtige Kondom-Krise“
Doch es geschieht wenig, den Bevölkerungswachstum in armen Ländern zu stoppen. So ist die Versorgung mit Verhütungsmitteln schlecht, geht aus dem UN-Weltbevölkerungsbericht 2005 hervor. Auf einen Mann in einem Entwicklungsland kommt pro Jahr nur ein Kondom aus Geldern von Hilfsprogrammen. „Das ist eine richtige Kondom-Krise“, sagte Bähr. Die Absprachen in den Ländern seien schlecht, die Kondome würden falsch gelagert. Die Massenkrankheit Aids verbreite sich so weiter. Im vergangenen Jahr lebten 38,6 Millionen Menschen weltweit mit dem tödlichen Virus. „Besonders stark betroffen ist das südliche Afrika. Dort sind fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung infiziert“, sagte Bähr“

Frau Bähr ist Vizegeschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung. Ohne den Bericht, der in dem Artikel vorgestellt wurde, gelesen zu haben, spreche ich ihr zu dem Thema mal einfach mehr Sachkompetenz zu als Herrn Meier.
Jetzt ein zynische Frage an Herrn Meier, und allen anderen Kritikern der päpstlichen Aids-Moral, was sollen die Männer in den von Aids so stark betroffenen Gebieten machen, wenn sie keine Kondome zur Verfügung haben?
Und worauf läuft es dann hinaus? Enthaltsamkeit - Treue zum Partner - kommt mir irgendwie bekannt vor. Komisch, das ist es doch was Herr Meier beim Papst kritisiert. Sollte die katholische Kirche also gar nicht so weltfremd sein, wie man ihr gerne vorwirft?

Und deswegen würde ich eher Herrn Meier mit verantwortlich für die Ausbreitung von Aids machen, da erdurch ihre Ablehnende Haltung gegenüber den Aussagen der katholischen Kirche ein Sexualverhalten fördern, dass gefährlich ist. Denn wer sagt: Sex, auch mit wechselnden Partner, ist okay, man muss nur Kondome benutzen. Der verkennt die Lage völlig und verschärft die Probleme.